Shade House – Planung und Bau
Aufbau der Tragkonstruktion
Installation der Bewässerung
Vorbereitung der Bepflanzung
Das Gartenteam des Ewe-Retu Kindergartens hat in den letzten Jahren mehrfach Gemüse im Freiland angebaut, hatte damit aber keinen Erfolg. Deshalb sollte nun ein einfaches Gewächshaus errichtet werden, das unter den klimatischen Bedingungen der Omaheke einen nachhaltigen Gemüseanbau ermöglicht.
Mit unseren Reisen im Dezember 2020 (Besuch des Schulgartens in Omamas) und im Aug/Sep 2021 (Besuch der Farm Krumhuk) haben wir uns gezielt darüber informiert, wie in Namibia erfolgreich Gemüse unter Schattennetzen angebaut wird.
Durch diese Besuche konnten wir eine Vorstellung davon entwickeln, wie ein erstes Schattenhaus in Ovinjuru aussehen könnte, was man zum Bau benötigen würde und was man alles bei der Beschaffung, dem Aufbau und dem anschließenden Betrieb zu beachten hätte. Auf Krumhuk wurden wir auch mit den Adressen versorgt, um alles Nötige zu beschaffen.
Damit wurde das Projekt Planung und Bau eines Shade House gestartet. Es gliedert sich in:
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Die Tragkonstruktion mit äußerer Hülle aus Schattennetz,
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die Bewässerung,
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das Material für die Bodenverbesserung,
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Gartenwerkzeuge und -ausstattung,
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Werkzeug und Material zum Aufbau und
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ausgewählte Saaten für die Anzucht des Gemüses.
Als Tragkonstruktion haben wir ein doppeltes Shade Port aus zwei hintereinander angeordneten Elementen von jeweils 7m x 8m ausgewählt. Ein Shade Port kennt man in Namibia als Carport mit einem Gestell aus Stahlrohren und einem Dach aus Schattennetz als Schutz vor der Sonne. Ergänzt man das Carport mit Seitenwänden aus Schattennetz und einer Tür erhält man ein geschlossenes Shade House von insgesamt 112m².
Anders als beim Shade Port, bei dem das Schattennetz möglichst viel Sonne abhalten soll, kommt es bei einem Gewächshaus darauf an, ein Netz auszuwählen das möglichst optimal auf die zum Anbau vorgesehenen Pflanzen abgestimmt ist. Wie bei jedem Garten ist darauf zu achten, ob die Pflanzen viel oder eher wenig Sonne vertragen. Bei einem Shade House wird das über die Farbe und die Lichtdurchlässigkeit des Schattennetzes gesteuert.
Das Shade House haben wir in Windhoek bei Southern Cross Services bestellt und bei Abholung noch Gewebebahn aus Jute mitgenommen, die um das Shade House angebracht, die Pflanzen im namibischen Winter (unserem Sommer) mit eiskalten Winden und nächtlichen Minus-Temperaturen, vor Schaden bewahren sollen.
Die Bewässerung haben wir bei Sinclair Services ebenfalls in Windhoek gekauft. Als Basis haben wir uns für ein sogenanntes Drip-System entschieden, das extrem sparsam nur das von der Pflanze benötige Wasser mittels Tropfschläuchen direkt zur Pflanze bringt. Neben den Tropfschläuchen braucht man dazu einen hochstehenden Wassertank, Transportleitungen zwischen Tank und Shade House einschließlich Filter und verschiedenartige Verbindungsstücke sowie Anschlussstücke für die Tropfschläuche und mehrere Ventile mit denen man die einzelnen Stränge der Tropfschläuche unabhängig voneinander je nach Bedarf öffnen und schließen kann.
Um in der Omaheke erfolgreich Gemüse anzubauen, müssen die anstehenden Böden vor der Aussaat bzw. dem Pflanzen entsprechend aufbereitet und verbessert werden. Aus ökologische Gründen haben wir uns hier auf Terra Preta, Kompost und Wurmkompost festgelegt, alles Produkte die Georg Friedrich auf seiner Farm Gottesgabe nördlich von Witvlei auf Bestellung produziert. Terra Preta wird aus Kompost, Biochar und EM (efficient Microorganism) hergestellt und wird in den vorhandenen Boden eingearbeitet. Zusätzliches Düngen ist dann erstmal nicht erforderlich.
Die Planung begann im Herbst 2022 im deutschen Home Office und wurde während unseres Aufenthaltes in Namibia im Januar 2023 vertieft. Die Zeit bis Ende März / Anfang April 2023 verging mit der Finalisierung der Planung und Bestellung des Shade Houses mit Hilfe einer privaten Spende von uns, die über unseren Kölner Partner One Veedel e.V. abgewickelt wurde.
Nach unserer Ankunft in Windhoek Mitte April 2023 haben wir gemeinsam mit Floyd Gartengeräte, sonstige Baumaterialien und Saaten im Pupkewitz Megabuild Baumarkt und in Ferreira`s Garden Center in Windhoek eingekauft.
Für den Transport hatte Floyd einen doppelachsigen Anhänger organisiert, auf den wir zuerst die Konstruktion und das Schattennetz und dann die Bewässerungskomponenten aufgeladen haben. Später, auf dem Weg nach Ovinjuru, haben wir auf der Farm Gottesgabe noch ca. 40 Sack Kompost, Vermikompost, Terra Preta und Mulch (Motto: Viel hilft viel) dazu geladen.
Nach Übernachtung in der Tjiri Lodge ging es am nächsten Morgen nach Ovinjuru, wo wir schon erwartet und wie immer sehr herzlich begrüßt wurden.
Die Fläche für das Shade House war schon von Aufwuchs befreit, so dass wir mit der Vermessung und Absteckung für das Traggerüst beginnen konnten. Als erste Baumaßnahme wurden anschließend die Löcher für die Pfostenfundamente des Traggerüsts ausgehoben und die Pfosten einbetoniert.
Am nächsten Tag ruhte der Bau, weil in den Räumen des Kindergartens eine Schulung über Gartenbau stattfand, die vom Kindergarten organisiert wurde und regen Anklang fand. Der Referent kam aus Omawewozonyanda dem Hauptort der Epukiro Constituency, wo die für Ovinjuru zuständige, regionale Außenstelle des Ministry of Agriculture, Water and Land Reform angesiedelt ist. Die Schulung wurde ergänzt um ausführliche Informationen zu verschiedenen staatlichen Förderprogrammen. Abschließend gab es einen praktischen Teil im Garten, wo Kursteilnehmer nach Anleitung des Referenten unterschiedliche Freilandbeete mit zugehöriger Bewässerung angelegt haben und gelernt haben welches Beet für welches Gemüse am besten geeignet ist.
Der Aufbau des Traggerüstes und die Anbringung des Shade Net erfolgte dann am nächsten Tag durch ein Bauteam aus Ovinjuru. Wir haben die einzelnen Arbeitsschritte koordiniert und anhand der mitgelieferten Bauanleitung auf die richtige Reihenfolge geachtet.
Das Bewässerungssystem haben wir Mitgliedern des Teams vor Ort erläutert und den ersten Teil der Installation betreut. Das Aufstellen und den Anschluss des Wassertanks und den restlichen Teil der Installation u. a. mit dem Verlegen der Tropfleitungen wurde vom Team erst nach unserer Abreise eigenständig und funktionsfähig erledigt. Für die Wasserversorgung ist es von Vorteil, dass der Kindergarten über eine eigene Grundwassertauchpumpe in einem fast 150m tiefen Bohrloch verfügt.
Diese Tauchpumpe musste dann zum Abschluss unseres Besuchs in Ovinjuru in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Bohrloch geborgen werden, um sie zur Reparatur mit nach Windhoek zu nehmen. Noch vor unserer Heimreise konnten wir die instandgesetzte Pumpe wieder abholen. Den Wiedereinbau der Pumpe, den Anschluss an die Elektrik mit Solarpaneel und die Inbetriebnahme, Voraussetzung für die Versorgung des Shade House, hat dann wie den Ausbau, wieder ein Team aus Ovinjuru eigenständig erledigt.
Gleichzeitig wurde schon der Boden im Shade House durch Einarbeiten von Kompost und Terra Preta aufgearbeitet, die Tropfschläuche verlegt und angeschlossen sowie die ersten Samen verteilt. Diese Arbeiten wurden vom Gartenteam des Kindergartens mit Unterstützung durch den Mitarbeiter des Ministeriums ausgeführt. Das Gartenteam kümmert sich seitdem intensiv um das Shade House und kann sich gemeinsam mit uns über den Erfolg dieses Projekts freuen, der anhand der Fotos eindrucksvoll zu erkennen ist.